Alexander Schubert - The Grand Dissection
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The Grand Dissection (2011)
20'
für Orchester, Dirigenten und gestische Elektronik

"The Grand Dissection" (Das große Sezieren) beschäftigt sich mit dem Zerschneiden musikalischen Materials. Das Auftrennen und Auseinandernehmen ist hierbei einerseits in rein musikalischer Grammatik zu verstehen - aber auch als der körperliche Prozess der trennenden Bewegung.
Der physische Akt des Auseinanderreißens wird realisiert durch die sensorgestützte Erfassung der Bewegungen des Dirigenten. Während der rechte Arm traditionell zum Dirigat des Ensembles verwendet wird, ist der linke mit Beschleunigungs-, Dreh- und Magnetsensoren ausgestattet. Dies erlaubt es dem Dirigenten die Elektronik, so wie auch das Ensemble, durch Bewegungen zu leiten. Das Stück fällt somit in eine Reihe von Arbeiten des Komponisten, in denen er sich - bis hierhin auf Solointerpreten beschränkt - mit der Erweiterung der instrumentalen Interaktion durch gestische Steuerung auseinandersetzt.
In dem Werkzyklus "Superimpose" hat sich der Komponist mit dem Brechen und Verschachteln von musikalischen Fragmenten mit Zitatcharakter (vornehmlich des Freejazz) beschäftigt. In diesem Werk spiegelt sich diese Arbeitsweise wider - angewendet auf den Korpus des Orchesters. "The Grand Dissection" greift Archetypen der (vorrangig) klassischen und romantischen Musik auf, um diese strukturell (durch Zerfasern, Zerstückelung, Permutation) zu zerlegen und neu zu ordnen. Außermusikalisch erfahrbar soll dieser Prozess durch die prominente Rolle des Dirigenten gemacht werden. Die Nivellierung des Materials in keiner Weise das angestrebte Ziel ist, sondern einzig die Überführung der Fragmente in eine für den Komponisten reizvolle Form. Diese zeichnet sich durch das Spiel mit Erwartung, Erkennen und Wiederholung (und ebenso ihrem Invertieren) aus. Neben der musikalischen Sezierung ist auch die Thematik des Apparates in diesem Werk von Bedeutung. Die Maschinerie des Ensembles, genau wie die der Elektronik, sollen durch die kontrastreiche und scharf geschnittenen Archetypen wie durch die Bewegung reflektiert und hervorgehoben werden.